Snježana Zorić, Universität Zadar
Buick Rivera - ein imagoanthropologisches Lesen
Ausgehend von der Frage der interkulturellen Begegnung und der damit verbundenen Wahrnehmung des Anderen und seiner Darstellung, fokussiert sich diese Studie auf die Lebenswelt der zwei Protagonisten in Jergovics Roman Buick Rivera. Diese Welt erstreckt sich in der heterotopischen Spannung zwischen dem Land ihrer Herkunft, Bosnien, und dem Land ihrer Zuflucht, Amerika, und führt zu verschiedenartigen interkulturellen Vernetzungen, welche eine polylogische Kommunikation erfordern und durch Jergovics komisch narrativen Zynismus verschiedene mentale Bilder erzeugen, die Repräsentationen des eigenen und fremden Landes, bzw. des eigenen fremd gewordenen Landes darstellen. Der abstrakte Chronotop der Geschichte als fremdes Land ist durch seine geographische Spezifizierung festgelegt und durch literarische Imaginarien des Erzählers in den individuellen Charakteren aus Deutschland, Italien, Spanien und Syrien erweitert. Alle Bilder evozieren die historischen flows, auf deren Grundlage in jedem der Protagonisten verschiedene Selbstbilder und übergeneralisierte Bilder der Anderen hergestellt werden.
Weder in der Darstellung der chronotopoi Bosniens noch Amerikas sind interkulturelle Begegnungen möglich. Ihr ewiges Scheitern unterstreicht der Erzähler gerade durch die Figur des Komischen, die zwar manchmal zum Lachen führt, aber letztlich die Tragik der unüberwindbaren Differenzen eines multikulturellen Daseins hervorruft.
Da die Anthropologie in ihrer metaanthropologischen Ausformung der Frage ihrer Literarisierung nachgeht und ihre bisherigen Theorien und Methoden hinterfragt, wobei das Empirische und Fiktiv/Rhetorische in ein gemeinsames Feld rücken, könnte die Begegnung mit dem literaturwissenschaftlichen Ansatz zu einem wissenschaftstheoretischen Dialog und zur Erweiterung und Schärfung der theoretischen und methodischen Begrifflichkeiten führen.